Freitag, 30. April 2010

Überleben in der U-Bahn

Bahnfahren ist für mich irgendwie immer ein bisschen stressig. Vor allem die U2 mit der ich fast jeden Tag fahre, sie ist so schmal, dass die Bänke zum sitzen gegenüber unter den Fenstern sind. So sitzen sich die Fahrtgäste immer gegenüber und ich weiss nie, wo ich hingucken soll. Wie Hühner auf einer Stange schauen sie alle in deine Richtung, ich starre dann immer auf den Boden. Versuche mir vorzustellen, wie ich die Schienen darunter sehen kann.
Schon öfter hatte ich das Gefühl direkt angeglotzt zu werden von der Person, die gegenüber von mir sitzt, dabei schaute sie wahrscheinlich nur aus dem Fenster knapp an meinem Gesicht vorbei. Das war besonders nervenaufreibend heute, als ich meinen ersten Scheck für die Medikamentenstudie eingelöst hatte und mit über 1500 Euro in bar (!) in der inneren Jackentasche mit der Bahn fahren musste.
Noch nie bin ich mit so viel Cash unterwegs gewesen. Trotz tropischer Temperaturen traute ich mich nicht meine Jacke auch nur ein bisschen zu öffnen. Angst- und Hitzeschweißperlen, hatte ich die ganze Fahrt über auf der Stirn. Hauptsache schnell das Geld in Sicherheit bringen und nicht auffallen. Obwohl die Sonne brannte, kam ich mir vor wie in einem Film Noir. Ich habe nicht mal der kleinen Frau im Blümchenkleid, die in der Bahn neben mir saß getraut. Als sie plötzlich in ihre Tasche griff dachte ich, jetzt ist es aus. Sie greift bestimmt nach ihrer Knarre und raubt mich aus - ich schrekte ein bisschen zurück. Aber es war doch nur ein Buch mit dem Titel "Carne de Perro", was so viel bedeutet wie "Fleisch vom Hund".

Manchmal versuche ich diesem Blickkontakt-Stress in der Bahn aus dem Weg zu gehen, indem ich so tue als würde ich schlafen. Ich bin was dieses Schauspiel angeht schon sehr überzeugend geworden. Der Trick ist, man muss ein paar komische Geräusche machen wenn man so tut als würde man schlafen. Ein leises Grunzen zum Beispiel. Die Leute denken dann, wenn ich doch nur so tun würde, dann würde ich doch nicht diese peinlichen Geräusche machen.
Ihr denkt, das ist verrückt? Mir ist aber in der Tat aufgefallen, dass in keiner Bahn so viele Leute "schlafen" wie in der U2! Komisch ist auch, je voller die Bahn ist, desto größer der prozentuale Anteil an "Schläfern". Und eigentlich sollte einem gerade in der U2 das Schlafen schwerer fallen, weil die Fliehkraft der beschleunigenden und abbremsenden Bahn einen hier nämlich zur Seite zieht, und nicht wie in den anderen Bahnen nach vorne oder hinten. Ja letztens saß ich sogar zwischen zwei Personen die angeblich schliefen. Die Person rechts von mir schlief aber wirklich, da bin ich mir sicher, sonst hätte sein Kopf nicht an meiner Schulter aufgelegen. "Mein Tanzbereich - dein Tanzbereich", das scheint es in der Bahn nicht zu geben...

2 Kommentare:

  1. ich weiß garnicht wieviele leute un der u7 bzw u6 schlafen... ich bekomme es nie mit, da ich selbst immer schlafe.

    jedoch bin ich kein schauspieler, sondern ich schlafe wirklich, und schaffe es immer wieder in den richtigen momenten aufzuwachen :)

    ich gebe soweit ich weiß keine grunzgeräusche oder ähnliches ab, dafür zucke ich ab und zu dann mal ganz lustig :/

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  2. hahaha, sehr detaillierte beschreibung. danke milschkuh!

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