Freitag, 2. April 2010

Versuchskaninchen-Post Nr.7: Es wird ernst...

Ich wurde also für die Studie genommen. Jetzt wird es ernst. Die eigentliche Studie ist in drei Perioden eingeteilt. Drei Aufenthalte von je 5 Tagen. Während Periode 1 bekommt man nur ein Placebo, in Periode 2 bekommt man das eigentlich zu testende Mittel, und während Periode 3 bekommt man ein bereits zugelassenes Mittel bei dem die Nebenwirkungen bekannt sind um die Nebenwirkungen zu vergleichen. Aber die Reihenfolge der drei Perioden ist bei jedem Probanden individuell und natürlich unbekannt. Den ersten Aufenthalt von 5 Tagen hab ich gerade hinter mich gebracht.
Aber genug erklärt. Was ist nun passiert?
Mir wurde von einem Arzt ein Mittel via einer großen Spritze in den Mund verabreicht. Dann darf man sich zur Beobachtung 2 Stunden lang im Bett aufhalten. Ja sie kümmern sich wirklich herzallerliebst um einen. Aber einige Dinge darf man in diesem Zeitraum nicht. Man darf nicht aufstehen, geschweige denn die Tür schließen, und ans schlafen darf man gar nicht denken. Selbst wenn man als Folge des Medikaments sterbensmüde wird - schläft man ein, war die ganze Prozedur umsonst. Die ersten 20 Minuten nach der Medikation spürte ich keine Veränderung. Ich war mir schon fast sicher, dass ich lediglich das Placebo bekommen hatte. Doch dann war irgendwas anders...
Irgendwie war mir ein bisschen dröge. Mein Sichtfeld zog mit deutlicher Verzögerung meinen Augenbewegungen hinterher. Dies war nun also der Moment der Wahrheit. Sollte während dieser Studie etwas unvorhergesehenes passieren, Risiken über die wir vorher ausschweifend aufgeklärt wurden, dann war dies der Zeitpunkt dafür. Mir war das schon ein bisschen unheimlich, schließlich hatte ich keine Ahnung ob sich der Zustand verschlimmern würde. Zurück konnte ich nicht mehr.
Eine Dreiviertelstunde nach der Medikation hatte ich den Zustand erreicht, den man in der Regel nach einigen Kurzen in seiner Stammkneipe erreicht. Es wurde natürlich ausführlich protokolliert. "Fühlen sie sich euphorisch? Oder traurig? Juckt ihnen der Zeh? Bitte halten sie uns über jede Veränderung auf dem laufenden.".
Am schwierigsten war es, nicht einzuschlafen. Während meiner irritierenden Augenwahrnehmung hätte ich zu gerne einfach die Augen zu gemacht. Aber im Grunde war es das dann auch schon. Als die zwei Stunden vorbei waren hatte ich noch deutlich Probleme mit meinem Gleichgewicht beim laufen. Mein Gang hatte die Grazie eines frisch geschlüpften Entenbabies. Ich kam mir vor wie Courtney Love.
Nach ein paar Stunden war der Effekt allerdings auch schon wieder verflogen. Jetzt noch die zwei anderen Perioden absitzen und 90 Tage darauf achten kein Kind zu zeugen. Mein Fazit: Für über 2000 Euro finde ich diese Einschränkungen und Nebenwirkungen okay. Bleibt allerdings noch die Langzeitschäden abzuwarten. Wenn ich mich also bald wie in einem Cronenberg-Film in eine Fliege verwandle, dann weiss ich ja woher das kommt...

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