Freitag, 18. Juni 2010

Der Horrorfilm wird 50 - wir gratulieren!

Was musste ich lesen bei einer meiner ziellosen Exkursionen durchs world wide web? Der Film "Psycho" von Alfred Hitchcock feiert seinen 50 Geburtstag! Er feierte seine Premiere am 16. Juni 1960. Ihr fragt euch sicher, wieso das von irgendeinem Interesse ist, aber wenn ihr wüsstet, welchen Einfluss dieser Film auf die Filmgeschichte hatte, dann würdet ihr zu diesem Anlass einen Kuchen backen und eine Kerze anzünden.
Es ist genau dieser Film, welcher ein ganzes Genre begründete - das Horrorgenre. Vor Psycho gab es natürlich schon andere genreähnliche Filme, aber erst Psycho erzählte die Geschichte einer Frau, die durch Zufall in die Fänge eines Serienkillers geriet und umgebracht wurde nicht nur mit dem Ziel Spannung hervorzurufen, sondern Angst. Der Zuschauer konnte sich vorstellen, dass ihm selber so etwas zustoßen könnte. Es reicht ein Besuch im Motel.
Die Psyche des Mörders Norman Bates spielt dabei eine zentrale Rolle im Film, und der Einblick in die Abgründe einer solchen Figur schockierte und faszinierte das Publikum zugleich.
Es ist diese Mischung aus der expliziten Gewaltdarstellung, das durch Filmhandwerk sowie Geschichte gegebene Identifikationspotential, und dem Einblick in menschliche Abgründe, die ein neues Lustgefühl beim Publikum hervorgerufen hat: Die Lust am Grauen. Das Horrorgenre war geboren.

Die Erzeugung von Angst beim Publikum als oberste Prämisse des Films, das war damals neu. Ich glaube, ein Grund wieso viele Horrorfilme heute nicht mehr so gut funktionieren ist nicht der, weil wir abgestumpft  sind und schon alles gesehen haben. Der Grund liegt darin, dass der Horrorfilm heute versucht mehr zu sein als er sein sollte. Man soll Angst haben, aber man soll zeitgleich einer Liebesgeschichte folgen, und einer Geschichte über Freundschaft, und einer Geschichte über das Erwachsenwerden...  Alles quetschen sie in 90 Minuten und vergessen dabei das raffinierte Handwerk. Das Handwerk ist das wichtigste um einen Zuschauer zu erschrecken und Spannung aufzubauen. Timing, Kamera, Ton... heute wirkt es bei jedem Horrorfilm wie aus der Retorte. Hitchcock hat damals genau gewusst wie sein Publikum tickt und war der absolute Meister des raffinierten Handwerks. Die Duschszene aus Psycho ist dafür der beste Beweis:

Noch ein paar Fakten zu dieser grandiosen Szene:
- Eine Woche haben sie gebraucht um diese Szene zu drehen. Das war ein Drittel von Janet Leighs Drehzeit.
- Um die 50 Schnitte beinhaltet die Duschszene.
- Hitchcock musste erst zu der bekannten Musikuntermalung überredet werden, ursprünglich sollte es keine Musik in der Szene geben.
- Der Duschkopf der von unter gezeigt wird ist in Wirklichkeit fast 2 Meter im Durchmesser, damit kein Wasser auf die Kameralinse tropft.
- Das Geräusch der Messerstiche wurde mit Hilfe einer Wassermelone erzeugt.
- Die Schauspielerin Janet Leigh (im übrigen die Mutter der späteren Horrorfilmlegende Jamie Lee Curtis), hatte in dieser Szene ein Bodydouble.
- Hitchcock hielt sich trotz der klaren Bilder an die vorgeschriebenen Filmrichtlinien und zeigte keine Brüste oder direkten Messerstiche. Alles wird nur angedeutet.
- Er brach ein Tabu als in dieser Szene zum ersten mal in der Filmgeschichte eine Toilettenspülung gezeigt wurde.
- Anthony Perkins, der den Killer spielt, war in dieser Szene gar nicht anwesend. Er wurde von jemand anderem ersetzt, weil er sich zu der Zeit auf ein Theaterstück vorbereiten musste.

Und jetzt geht zu eurer Videothek des Vertrauens, leid euch "Psycho" aus und feiert 50 Jahre Horrorfilm.

2 Kommentare:

  1. Die Filme von Alfred Hitchcock sind wirklich echte Klassiker.

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  2. ich habe vor ein paar wochen vllt auch schon monaten diesen klassiker zum ersten mal gesehen...leider musste ich mir das gute stück auf 3 abende verteilen :/

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