Dienstag, 23. März 2010

Versuchskaninchen-Post Nr.6: Ein Proband hat mir das Leben gerettet!

Ich wurde geweckt. Ich hatte gut geschlafen. Yes!!! - dachte ich. War es doch die Grundvorraussetzung in dieser entscheidenden Nacht nochmal tief zu ratzen, um für die Studie genommen zu werden. Jetzt konnte nicht mehr viel schief gehen. Nur noch von der Ärztin mit den Commander Spock-Augenbrauen die Elektroden entfernen lassen und ich kann nach Hause gehen und auf die Zusage per Telefon warten. Da die Elektroden mit einem sehr starken Kleber auf der Kopfhaut festgeklebt werden, können sie nur mit einer Art von Säure wieder entfernt werden. Das Zeug stinkt nach Tod! Ein Mix aus Nagellackentferner und Rohrreiniger. Es ist diese Flüssigkeit, mit welcher die Aliens in der gleichnamigen Filmreihe spucken um ihre Opfer zu verätzen. Ihr erinnert euch?
Normalerweise tupfen die damit auf dem Klebstoff rum, bis sich die Elektrode vorsichtig abziehen lässt. Nun, Commander Spock war wohl ein wenig übermütig. Jedenfalls merkte ich, wie mir plötzlich wasserfallartig Flüssigkeit übers Gesicht lief. Reflexartig kniff ich die Augen zusammen aber es war schon zu spät. In Augen und Mund bekam ich das toxische Gemisch. Es fühlte sich ungefähr so an, wie wenn einem jemand aus einem Meter Entfernung mit einer Schrotflinte ins Gesicht schießt. Vielleicht ein bisschen schlimmer...
Ich wollte schreien wie ein kleines Schulmädchen. Wen interessiert in einem solchen Moment schon noch die eigene Coolheit? Ich dachte sowieso ich müsste sterben. Ich sah mein Leben an mir vorbeiziehen - meine Einschulung, der erste Kuss beim Flaschendrehen, der erste richtige Kuss einige Jahre später, das Weihnachten als ich meine erste Playstation bekam, der Abschied von meinem Hund, der erste Vollrausch...  da packte jemand meine Hand und zock mich durch das halbe Zimmer. Ich war blind, lies mich einfach packen. Ich hörte einen Wasserhahn. Ich schnellte mit meinem Kopf Richtung des Wassergeräuschs - Zack - Kopf gestoßen an der Regalkonstellation darüber - egal - weiter dem Wassergeräusch folgen - und da war es, das rettende Nass. Ich spülte mir  sämtliche Nebenhöhlen und Netzhautschichten aus. Ich hatte es geschafft. Commander Spock stand am anderen Ende des Zimmers und sagte nur: "oh, na da halten sie sich gleich besser ein Handtuch an die Stirn, damit das nicht nochmal passiert, wa?".
Erst am Frühstückstisch erfuhr ich, dass der Held, der meine Hand griff und mich blitzartig zum Waschbecken zog ein anderer Proband war. Ein Hoch Auf den edlen Ritter! Ich werde ihm auf ewig dankbar sein...

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